News auf FindMyHome.at

JETZT NEU, BESUCHEN SIE UNS AUF MYHOME.AT

Wo finde ich die atemberaubendsten Ferienimmobilien? Was macht einen perfekten Gastgeber aus? Und worauf muss ich beim Kauf eines Parkettbodens achten? Unsere Redaktion befüllt den Blog Woche für Woche mit aktuellen Trends und liefert zahlreiche Tipps, wie man seinen Alltag leichter und schöner gestalten kann. Ausgesuchte Experten beantworten Fragen zu unterschiedlichen Rechtsthemen, darüber hinaus finden Sie hier auch köstliche Rezepte je nach Saison, die neuesten Design-Highlights und die angesagtesten Technik-Tools für Ihr Eigenheim. Gleich zum neuen Onlinemagazin MYHOME.AT wechseln!




  Zur News-Übersicht

Zu Hause bei: Jack Torrance

Dem einen verschließen sich beim Namen Jack Torrance jegliche Assoziationen. Vielen anderen öffnen sich hingegen die Tore zu einer der grauenvollsten Immobilien der Literatur- und Filmgeschichte: dem eingeschneiten Overlook Hotel in den Southern Rocky Mountains. Erfunden vom Meister des Schreckens höchstpersönlich, Stephen King, und zum Leben erweckt vom Feinmechaniker des kontroversen Kinos, Stanley Kubrick, schaffte es dieses Hotel zu weltweiter Berühmtheit – und wurde gleichzeitig zu einem heftig diskutierten Kulturmysterium. Aber beginnen wir am Anfang.

Den nahm die Geschichte von Jack Torrance und dem Overlook Hotel eigentlich schon im Jahr 1909, als der Industrielle Freelan Oscar Stanley in den Rocky Mountains das „Stanley Hotel“ eröffnete. Im Jahr 1973 zwang dann ein Zufall – in Form einer durch Schneefall gesperrten Straße – den noch jungen Schriftsteller Stephen King zu einer Übernachtung im „Stanley“, genauer im Zimmer 217. Das Hotel begrüßte ihn mit einer schlaflosen, angeblich grauenvollen Nacht – was aber genau Stephen King dort erlebt haben mag, darüber schweigt er bis heute. Jedenfalls war es für ihn Antrieb genug, um das Grundgerüst zu dem später 624 Seiten dicken Roman „The Shining“ binnen einer einzigen Woche auf Papier zu bannen. King blieb allerdings nicht das einzige berühmte Opfer von Raum Nummer 217: Im Jahre 1994 quartierte sich der Schauspieler Jim Carrey in eben jenem Zimmer ein – bloß um es zu nachtschlafender Stunde wieder fluchtartig zu verlassen. Im Pyjama erschien er an der Rezeption und verlangte nach einer anderen Unterkunft, so weit weg von 217 wie nur irgendwie möglich. Er schickte sogar das Hotelpersonal nach seinem Gepäck, weil er sich weigerte, den Raum jemals wieder zu betreten – und gleich wie Stephen King schweigt auch er bis heute über seine nächtlichen Erlebnisse im „Stanley“. Welches Geheimnis das neoklassizistische Anwesen wohl in sich birgt?

Diese oder ähnliche Fragen stellen sich vermutlich auch die rund 500 Touristen, die tagtäglich durch die Hallen des berühmten „Stanley“ geführt werden. Sie sorgen gleichzeitig dafür, dass die Kapazitäten des Hotels das ganze Jahr über völlig ausgelastet sind. Vor allem Zimmer Nummer 217 erfreut sich größter Beliebtheit – Horror-Fans aus allen Herren Ländern wollen mit eigenen Augen, eigenen Ohren, am eigenen Leibe erfahren, was da im Stanley Hotel vor sich geht. Und damit keiner ohne Schrecken nach Hause fährt, wartet auf Nachtschwärmer eine spezielle Überraschung: Egal, welchen Fernsehsender sie zuletzt eingeschaltet hatten, bei der Rückkehr ins Zimmer läuft immer Sender 42. Und dort in unendlicher Dauerschleife: Stanley Kubricks Horror-Klassiker „The Shining“.

Mit seiner Verfilmung des Stephen King Bestsellers hat sich Stanley Kubrick nach „2001 – A Space Odyssey“, „A Clockwerk Orange“ und „Eyes Wide Shut“ einmal mehr in die Annalen der Filmgeschichte eingeschrieben. Gleichzeitig hat er sich bei einigen Leuten ganz schön unbeliebt gemacht. Nicht nur bei den Shining-Lesern, die fürchterlich enttäuscht von den krassen Abweichungen vom Roman waren (zum Beispiel gibt es im Original gar keine Axt, um nur eine „Kleinigkeit“ zu nennen), auch Stephen King selbst zeigte sich alles andere als begeistert. Er hat Kubricks Romanadaption nie anerkannt und schließlich im Jahre 1997 selbst die Verfilmung in die Hand genommen – Ergebnis war der TV-Zweiteiler „Stephen King’s The Shining“, der jedoch in keiner Weise an den Erfolg des Kubrick-Klassikers anschließen konnte. Einer der Hauptkritikpunkte von King war, dass Stanley Kubrick komplett auf die Original-Schauplätze des Stanley Hotels verzichtet hatte. Stattdessen entschied sich der Kultregisseur dafür, das gesamte Overlook Hotel selber zu bauen. Ja, Sie lesen richtig: Bis auf vereinzelte Außenaufnahmen wurden sowohl die Innenräume als auch die Außenfronten des gigantischen Gebäudes eigens in einem Studio in Großbritannien nachgebaut.

Dabei begnügte sich der Regisseur allerdings nicht nur damit, eine Handvoll Räume zu konstruieren, in denen sich die Handlung entfaltet. Wer sich den Film aufmerksam ansieht und gezielt versucht, die Architektur des Gebäudes nachzuvollziehen, wird unzählige Ungereimtheiten bemerken. Da gibt es Türen, die nirgendwo hin führen können, Gänge, die scheinbar jeglicher Logik widersprechen, Außenfenster, die eigentlich nicht an der Außenwand sein können, Räume, die ihre Richtung zu ändern scheinen und so weiter und so fort. Nun kann man einwenden, dass es sich um simple Filmfehler, einfache Patzer in der Arbeit vom Regisseur handelt. Allerdings ist Stanley Kubrick keiner, der einfach solche Fehler macht. Er gilt als einer der größten „Pedanten“ der Filmgeschichte, jede Kleinigkeit musste perfekt sein, manche Szenen wurden bis zu 148 Mal (!) wiederholt, damit sie aus Kubricks Sicht „glaubhaft“ erschienen. Darunter hatte vor allem seine Hauptdarstellerin Shelley Duvall, deren hysterische Grundstimmung im Film nicht gespielt, sondern auf den sadistischen Perfektionismus des Stanley Kubrick zurück zu führen sei. Schlimmer noch: Wie das online Magazin „Cracked“ schrieb, litt Duvall nach dem Jahr Filmdreh mit Kubrick, in dessen Verlauf er sie permanent anschrie, weil er nie mit ihrer „Glaubhaftigkeit“ zufrieden war, an Haarausfall und psychischen Problemen. Lange Rede, kurzer Sinn: So ein Regisseur verpatzt nicht einfach die Architektur seines persönlich entworfenen Filmsets.

Gerade diese Verworrenheit des Overlook Hotels ist nämlich ein essentieller Bestandteil seines Grauens. Nie zu wissen, wo man sich befindet, sorgt für ein ganz grundlegendes Unwohlsein. Und dieses Unwohlsein, dieses Verlorensein, dieses Verirren in einem Labyrinth von Räumen war eines von Kubrick’s Zielen bei der Fertigung seines Hotels. Das ist ihm so gut gelungen, dass das Overlook Hotel noch heute zu den meistdiskutierten Geheimnissen der Filmgeschichte gehört, ganze Dokumentationen beschäftigen sich mit den architektonischen Wirrungen und Irrungen der Immobilie – wobei man anscheinend nicht jede Assoziation für bare Münze nehmen darf, wie man aus Interviews mit ehemaligen Crewmitgliedern erfahren kann.

Wie auch immer: Stanley Kubricks „The Shining“ zählt bis heute zu den legendärsten Horrorfilmen und hat diverse Motive zum popkulturellen Standard-Repertoire hinzugefügt (z.B.: Jack Nicholsons grinsende Fratze, die durch die eingeschlagene Badezimmertür starrt, Dannys in Trance verfasste Warnung „Redrum“, die in Spiegelschrift die prophetische Warnung „Murder“ bedeuten soll, oder der beklemmende „Roman“ des Hauptprotagonisten, dessen Inhalt in der hunderttausendfachen Wiederholung des Satzes „All work and no play makes Jack a dull boy“ besteht). Den tatsächlichen Wert des Filmes wollte anfangs allerdings kaum jemand erkennen. Von der Kritik größtenteils verrissen und von den Fans beleidigt abgelehnt, verhielt man sich auch bei den großen Festivaljurys völlig stur: Anders als bei den meisten seiner anderen Filme ging Kubrick mit „The Shining“ vollkommen leer aus. Kein Oscar, keine Goldene Palme, nicht einmal nominiert wurde der Film. Außer für die Goldene Himbeere: dort zählte der Film in den Kategorien „Schlechteste Hauptdarstellerin“ als auch „Schlechteste Regie“ zu den heißesten Favoriten. Aber auch diese Trophäen blieben dem Film (zum Glück) verwehrt. Heute steht der Stellenwert von Stanley Kubricks „The Shining“ außer Frage. Er hat seinen festen Thron in der Ruhmeshalle des modernen Kinos bezogen und wird sich von dort vermutlich auch nicht mehr verabschieden. Wir hingegen müssen an dieser Stelle leider Adieu sagen – hoffen aber, dass Sie unseren gemeinsamen Ausflug in das malerische Overlook Hotel genossen haben. Wir empfehlen natürlich jedem, sich selbst wieder mal in dem kafkaesken Konstrukt des monströsen Gebäudes zu verlieren, egal, ob nun in Form der Literaturvorlage, der Filmadaptionen oder der Architekturanalysen. Bis zu unserem nächsten Besichtigungstermin einer weiteren weltberühmten fiktiven Immobilie verbleiben wir hochachtungsvoll mit der gut gemeinten Warnung: „All work and no play makes Jack a dull boy“.

 


Autor: .


  WHATSAPP SCHICKEN





Kategorie: Fiktive Immobilien

Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies zur Verbesserung Ihres Online-Erlebnisses einverstanden. Detaillierte Informationen zu diesem und weiteren Themen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.