Dachbegrünung gewinnt von Jahr zu Jahr an Beliebtheit. Allerdings kennen sich die meisten Menschen gar nicht damit aus. Fragen zu den Risiken, Kosten und Förderungen bleiben oft unbeantwortet. Zusammen mit DI Christian Oberbichler, dem Geschäftsführer von Dachgrün, helfen wir dir alle notwendigen Informationen zur Dachbegrünung zu finden.
Auf den ersten Blick fallen einem nur Vorteile bei einer Begrünung des Daches ein: Sie kann als schützender Mantel für Dach und Baukörper wirken, schützt außerdem die Dachabdichtung vor hohen Temperaturen, UV- Strahlung, Hagel und Eis und verlängert somit deren Lebensdauer. Wenn die Begrünung fachgerecht geplant und ausgeführt wird, gibt es keinerlei Risiken zu befürchten.
Wenn jedoch zum Beispiel, unerfahrene Heimwerker die Begrünungen anlegen und daher Risikofaktoren die bereits zuvor vorgebeugt werden können, übersehen werden, können Fehler passieren. Dachabdichtungen, die falsch angelegt werden, können zu Schäden am Dach führen, die Dachabdichtungen selbst beschädigen oder das Erscheinungsbild eines Hauses stören. Bei der Kombination mit Photovoltaikanlagen oder nachgeschalteter Regenwassernutzung sollte man besonders vorsichtig sein.
Die mögliche Pfützenbildung, die bei falscher Planung und Ausführung entstehen kann, ist ein weiteres Risiko. Zum Beispiel könnte es zu ungleichmäßigem Pflanzenwachstum, Moosbildung oder Ausfall von Pflanzen führen, da sich überschüssiges Wasser am Dach sammeln kann dadurch. Weiters ist es sehr wichtig sich ausreichend zu informieren, welche Art von Pflanzen überhaupt für eine Dachbegrünung geeignet sind.
Deshalb ist fachgerechte Planung und Ausführung das Um und Auf.
Wenn wir als Vorzeigebeispiel ein Einfamilienhaus mit ca. 100m2 begrünbarer Flachdachfläche hernehmen, wird eine Fachfirma ca. 2 Arbeitstage Zeitaufwand dafür benötigen. Dies ist wiederum individuell abhängig von der Dachgeometrie und der Dachform. Um dies tatsächlich so schnell fertigstellen zu können, benötigt es einige Voraussetzung, die gegeben sein müssen:
Bei den finalen Kosten kommt es auf den Aufwand für die Anfahrt und die Anlieferung an. Je nach Region und objektspezifischen Rahmenbedingungen kann man für die Dachgärtnerpartie und den Fahrzeug- und Maschineneinsatz ca. € 3.000, — rechnen und für das Materialpaket ebenfalls noch einmal ca. € 3.000, –.
Das macht in Summe etwa € 6.000, — exkl. USt. Für eine herkömmliche und einfache Extensivbegrünung mit ca. 10 cm Schichtaufbau wird der Preis auf € 7.200, — inkl. USt. geschätzt.
Die Preisklasse für ein Gründachmaterialpaket und dessen Zustellung startet beim Einsatz eines Komplettbegrünungs-Pakets zum Selbstbau für 100m2 bei ca. € 3.300, — exkl. und somit ca. € 4.000, — inkl. USt.
Ein Gemüsegarten auf dem eigenen Dach klingt ebenso praktisch wie innovativ. Dabei können verschiedene trockenresistente Kräuter wie Oregano, Majoran, Thymian und Schnittlauch die Pflanzengesellschaft auf dem Gründach ergänzen und sogar geerntet werden. Wenn Gemüse und nicht nur Kräuter auf dem Dach ein neues Zuhause finden sollen, braucht es einen höheren Substrataufbau, vor allem einen höheren Nährstoffgehalt und mehr Wasser. Das klappt also nur auf einer intensiven Dachbegrünung eines Dachgartens oder einer Tiefgarage, auf dem extensiven Gründach allenfalls mit einem fachgerecht aufgesetzten Hochbeet.
Ganz wichtig: Das Dach muss auch sicher betretbar sein, dazu benötigt es also ein umlaufendes und der Bauordnung entsprechendes Geländer. Dieses ist normalerweise bei extensiven Gründächern, die in der Regel nur für Kontroll- und Pflegegänge betreten werden, nicht vorhanden.
Tatsächlich werden in verschiedenen Bundesländern oder Städten Beratungsförderungen zum Thema Bauwerksbegrünung angeboten. Diese beziehen sich entweder auf interessierte Betriebe aber auch auf Privatpersonen.
Förderungen für die Umsetzung eines Gründaches können in ganz Österreich auch Teil der Wohnbauförderung sein. Dies ist zum Beispiel in Kärnten, Salzburg oder Niederösterreich der Fall. Auch direkt von Seiten der Städte werden in eigenen Fördertöpfen (Begrünungsmaßnahmen) für unterschiedliche Zielgruppen Förderungen ausgeschüttet. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wiener Photovoltaik-Gründachförderung, die den Bau von Photovoltaik-Anlagen auf Gründachflächen ankurbeln soll (seit dem 1. Juni in Kraft).
Tipp: Wenn du das Beratungsangebot der fördernden Stadt in Anspruch nimmst und dein Vorhaben in direktem Kontakt mit dem Fördergeber abgestimmt wird, lässt sich von den Förderungen her, „am meisten herausholen“.
Wien: Dachbegrünung – Förderungsantrag (wien.gv.at)
Voraussetzungen für Dachbegrünungs-Förderungen:
Achtung: Durch eine Förderzusage oder Förderauszahlung wird keine Bewilligungen oder Genehmigungen anderer Stellen der Stadt Wien oder des Bundes ersetzt. Du bist selbst als förderwerbende Person für die Einholung sämtlicher erforderlicher Genehmigungen und Bewilligungen verantwortlich.
Baden: Baden bei Wien – Startseite – Unsere Stadt – Rathaus – Förderungen – Energie & Klimaschutz
Die Stadt Baden sieht die Förderung von neuen Dach- und Fassadenbegrünungen als einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas und zur Erhaltung und Erhöhung der ökologischen Vielfalt an. Außerdem sorgt die zusätzliche Begrünung dafür, dass die Extreme der innerstädtischen Überwärmung ausgeglichen werden und somit auch urbane Hitzeinseln vermeiden werden können. Dies hat auch positive Auswirkungen auf die Lebensqualität im Stadtbereich und das städtische Leben. Zudem wird dadurch ein wertvoller Beitrag zur urbanen Klimawandelanpassung geleistet.
Die Fachberatung und Errichtung von Dach- und Fassadenbegrünungen sind im Förderprogramm der Gebäudebegrünung in Baden inkludiert. Zu den Förderungswerbern zählen:
Um eine Förderung zu erlangen, muss ein Ansuchen erstellt werden, unter Beilage der erforderlichen Unterlagen, welches bis spätestens 6 Monate nach Errichtung bzw. Rechnungslegung eingereicht werden muss.
Im Klima-und Energiereferat sowie im Bürgerservice sind die detaillierte Förder-Richtlinie und das Antrags-Formular erhältlich (diese sind auch nachstehend als Download zur Verfügung).
Hier die Nummer des Energiereferates: 02252-86800-237 / 233 / 235
Formulare
Mödling: Stadtgemeinde Mödling online – Ihr offizielles Infoweb der Stadt! – Home (moedling.at)
Die Stadtgemeinde Mödling bewilligt eine Förderung für:
von Wohnhäusern und von gewerblichen Objekten.
Für ein Beratungsgespräch stehen Fachkolleg*innen der Stadtgärtnerei, des Bauamtes und externe Spezialist*innen mit jahrelanger Berufserfahrung zur Verfügung. Diese sind erreichbar über 02236/400-408 bzw. 0664/15 25 223 und per E-Mail via stadtgaertnerei@moedling.at
Graz: Umweltförderung: Urbane Begrünung – Stadtportal der Landeshauptstadt Graz
Seit dem 05.11.2020 wurde vom Gemeinderat beschlossen, dass die Stadt Graz, Gemeinschaftsgärten, Beratung für Dach- und Fassadenbegrünung, Errichtung von Dachbegrünungen (bei gewerblichen Hallen), Errichtung von Fassadenbegrünungen und Stadtbaumpflanzung fördert.
Diese Förderung sollen vorwiegend der ökologischen und lokalen Lebensmittelversorgung und bewusstseinsschaffenden gärtnerischen Aktivitäten, als auch der ökologischen und klimafreundlichen Gestaltung des Stadtraums dienen.
Seit dem 29 April 2021 fördert der Klimafachbeirat der Stadt Graz ebenfalls die Kombination aus Photovoltaik und Begrünung am Dach („SolarGrünDach“) sowie die Intensive Dachbegrünung.
Telefonisch erreichbar unter: +43 316 872-4311
per E-Mail via umweltamt@stadt.graz.at (Betreff: „Urbane Begrünung“)
Linz: Fassaden- und Dachbegrünungen | Stadt Linz
Die Stadt Linz fördert Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen, welche eine Fassaden- bzw. Dachbegrünung durchführen wollen. Zu deren Fördervoraussetzungen zählen, dass das Objekt, welches begrünt wird, im Stadtgebiet Linz liegen muss, die Rechnungen dürfen nicht älter als ein Jahr sein und die Begrünungen müssen außerdem durch eine Fachfirma ausgeführt und bestätigt werden. Weiters anzumerken ist, dass Behördlich vorgeschriebene Begrünungen nicht gefördert werden.
Kontakt: 0732/7070-3142 bzw. edmund.maurer@mag.linz.at.
Horn: Formulare & Förderansuchen (horn.gv.at)
Eisenstadt: Dachbegruenung_-_Foerderrichtlinie.pdf (eisenstadt.gv.at)
Eine Dachbegrünungen auf Schräg- und Steildächern anzubringen ist nicht nur bautechnisch, sondern auch vegetationstechnisch eine Herausforderung. Das Dach muss nämlich mit einer glatten Dachfolie abgedichtet werden, bevor die Begrünung darauf platziert werden kann. Bei zunehmender Schräge des Daches kann dies zu Rutschgefahr führen. Die Dachfolie darf auch nicht durchbohrt werden, um mehr halt zu gewinnen, da sie dann nicht mehr wasserdicht sein würde.
Je steiler das Dach ist, desto mehr muss in bautechnische Maßnahmen zur Abrutschsicherung investiert werden, da weder der Wind bei Trockenheit die Begrünung wegreißen soll noch sie bei Durchnässung oder Schneefall wegrutschen darf.
In Österreich gelten die Bestimmungen der ÖNORM L1131 zu Planung, Bau und Pflege für Dachneigungen von 1° bis 30 °. Dort sind zusätzlich noch die Anforderungen zu Schubsicherung und Erosionsschutz (in Abhängigkeit von der Dachneigung) auf Schrägdächern festgeschrieben.
Bei einer Dachneigung von 5° sollte die Pflanzenauswahl und Substratwahl gut durchdacht werden, weil bekanntlich auf einem geneigten Dach der Niederschlag schneller abfließt und deshalb die Wasserversorgung der Pflanzen geringer ausfällt.
Entspricht die Dachneigung bis zu 15° sind Begrünungen dieser einfach und konventionell mit Wasserspeicherplatten umsetzbar. Ist der Neigungsgrad jedoch größer benötigt man zusätzlich dazu noch eine ausgeklügelte Technik.
Es gibt zurzeit bereits drei Lösungsansätze, wie das Abrutschen der Substrataufbau auf der glatten Dachfolie verhindert werden kann:
(System einer Leiter*, die auf der „Traufenbohle“ als Widerlager angestellt wird)
(System einer Strickleiter*, welche vom First abgehängt wird)
(System einer Leiter*, die angelegt auf der Fläche verschraubt wird; jeder dieser Haltepunkte muss einzeln und speziell abgedichtet werden)
Zur Schubsicherung werden vollflächig aufgelegte/angestellte/abgehängte/verschraubte substratverfüllte Schubschwellen/Schubgitterprofile gebaut. Der Abstand der Schubschwellen bzw. Gitterraster wird an die Dachneigung angepasst, was meist ein aufwändiger Prozess ist.
Die substratverfüllten Raumgitterkonstruktionen werden mit der Verlegung von vorkultivierten Vegetationsmatten (Fertigrasen mit Dachbegrünungspflanzen) kombiniert. Das ist wichtig um sofort die gesamte Fläche mit Pflanzen zu bedecken, damit zum Beispiel Starkregen oder Wind keine Substratangriffsfläche mehr haben. Südexponierte Flächen sollten zusätzlich mit einer automatischen Bewässerung versehen werden.
Gründächer, die auf einer Neigung mehr als 30° gebaut werden, gelten in Österreich als Sonderkonstruktionen außerhalb der Norm. Deshalb erfordern diese bereits in der Planungsphase die Zusammenarbeit und Abstimmung von Architekten*in, Statiker*in, Bauingenieur*in, Dachdecker*in und Bauwerksbegrüner*in.
Dachbegrünungen ab 45° Dachneigung sind zwar absolute Sonderkonstruktionen, die dennoch herstellbar sind. Jedoch ist hierbei der konstruktive und technische Aufwand der Errichtung, der Pflege und der Wartung so hoch, dass er jeden angegebenen Kostenrahmen für Dachbegrünungen sprengt.
Seit den 90er Jahren sind die technischen Standards für das Gewerk Dachbegrünung gegeben und seit 2010 ist eine ÖNORM zur Dachbegrünung in Geltung.
Essentiell ist, dass zwischen Auftraggeber*in, Architekt*in und der ausführenden Firma Einigkeit und Klarheit über das Begrünungsziel herrscht. Welche Begrünungsart, welche Bepflanzung, welche Form der Nutzung und welche Pflegeintensität gewünscht bzw. gefordert sind muss allen Beteiligten klar sein.
Am Besten du wendest dich für die Beauftragung an eine Fachfirma die dich berät, eine Dachbegrünung nach der geltenden ÖNORM L113 anbietet und alles mit normgerechten und zertifizierten Materialien ausführt. So wird sich mit Sicherheit eine passende Begrünungslösung für das Objekt finden und vor allem erhält man ein Angebot und eine Ausführung mit inkludierter Anwuchs- und Entwicklungspflege. Wenn die Gewährleistungsfrist zu Ende geht, ist dann außerdem der normgerechte und vertraglich zugesicherte Deckungsgrad gegeben.
Wenn du auf die fachgerechte Pflege nach der Herstellung verzichtest, erhält du gleichzeitig auch keine Gewährleistung für den Begrünungserfolg. Es ist anzumerken, dass keine Form der Dachbegrünung völlig pflegefrei ist und man kann sie nicht einfach sich selbst überlassen.
Ansprechpartner und weitere Informationen findest du hier: https://dachgruen.at/
Hilfreiche Links um dein neues Zuhause zu finden haben wir hier für dich: